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Programm

Die Vorträge finden jeweils von 18.30 bis 20.00 im Hörsaal 41 im Hauptgebäude der Universität Wien statt.

9. März 2015

Carola Sachse
Die Kategorie Geschlecht in der neueren zeithistorischen Menschenrechtsforschung

Frauen waren von Anfang an Teil von Menschenrechtsbewegungen. Dennoch bleiben sie in rezenten Forschungsarbeiten zur Historiographie der Menschenrechte weitgehend außen vor. Eine genauere Bezugnahme auf die Kategorie Geschlecht ist dabei nicht nur als Ergänzung zur Forschung zu verstehen. Vielmehr können zeitliche Zäsuren von Menschenrechten, Konflikte zwischen Ideal und Realität und Paradoxa von Differenz und Gleichheit erst durch einen genaueren Blick auf geschlechterhistorische Aspekte angemessen verstanden werden.  


Mit Beiträgen von:

16. März 2015

Wolfgang Schmale
Menschenrechte in der Frühen Neuzeit (16. Jahrhundert bis Französische Revolution)

Die Vorlesungseinheit behandelt (1) den Forschungsstand zum Thema, wobei der Frage nach "Männerrechten", "Frauenrechten", "Menschenrechten" und der Geschichte des Begriffs "Menschenrechte" besondere Aufmerksamkeit gewidmet ist. Eine Rolle spielt (2) die Frage nach der Europäizität oder Universalität von Menschenrechten in der Frühen Neuzeit/Französischen Revolution. Von großem Interesse ist (3) die Rechtspraxis, die oft neben der Betrachtung der rechtsnormativen Ebene vernachlässigt wird.

23. März 2015

Gabriella Hauch
Gleichheit – Differenz: Von der Französischen Revolution zur Europäischen Revolution 1848, Geschlecht und Menschenrechte

In dieser Einheit wird die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Gleichheits- und Differenzdiskurse in den Jahrzehnten von der Französischen Revolution 1798 bis zur Europäischen Revolution 1848 beleuchtet. Wie äußerten sich Zeitgenossen und Zeitgenossinnen angesichts der Widersprüchlichkeit von postulierter universaler Gleichheit hinsichtlich der Menschenrechte und der faktischen Unterschiede, speziell der Geschlechterdifferenzen? Dieser historische Rundgang zeigt auch auf, wie sich am Ende der Sattelzeit (Reinhart Koselleck) die bürgerlichen Geschlechterverhältnisse als normativ durchgesetzt präsentierten und ihre strukturelle Wirkungsmacht für die Konstituierung und Entwicklung der Bürgerlichen Moderne entfalteten.

13. April 2015

Birgitta Bader-Zaar
Geschlechterdifferenz und politische Rechte: Gleichheitsdiskurse um 1900 im internationalen Vergleich

In dieser Einheit wird der Wandel des Gleichheitsbegriffes am Beispiel der Forderung nach dem Frauenwahlrecht thematisiert. Noch im 19. Jahrhunderts wurden politische Rechte oft nicht als Grundrecht des Individuums wahrgenommen. Frauen waren zudem aufgrund des Ehe- und Familienrechts und der Diskurse der Geschlechterdifferenz häufig vom Wahlrecht ausgeschlossen. Gleiche Rechte bedeuteten für die Frauenbewegungen der Zeit aber nicht Gleichheit der Geschlechterrollen. Sie argumentierten für Gleichheit auf der Basis der Komplementarität der Geschlechter.

20. April 2015

Regula Ludi
Der Status der Frauen als Indikator der Modernisierung: Der Völkerbund, die internationale Geschlechterordnung und die Menschenrechte

Im gängigen Narrativ markiert das Jahr 1945 die Geburtsstunde der internationalen Menschenrechte. Im selben Jahr deklariert die UNO-Charta die Geschlechtergleichheit zum internationalen Prinzip. Dieser Verbindung hat die Historiografie bisher wenig Beachtung geschenkt. Jüngere Forschungsarbeiten zum transnationalen Feminismus zeigen indes, dass die Beschäftigung des Völkerbundes mit den Frauenrechten neue Vorstellungen von internationalen Rechten hervorgebracht hat. Deren epistemologischen Grundlagen und Bedeutung für das allgemeine Menschenrechtsverständnis sind Thema dieses Vortrags.

27. April 2015

Kerstin Susanne Jobst
Die sogenannte Frauenfrage in der frühen Sowjetunion (1920er/1930er Jahre)

4. Mai 2015

Celia Donert
Women's Rights in the Cold War: Eastern and Western Europe, 1945-1980

Women’s rights became the object of Cold War conflicts as governments and statesmen deployed gender equality as a barometer of the purported achievements of Communism versus those of Western liberal democracy.  Yet recent research highlights the similarities rather than the differences in debates about employment, housework, childcare, marriage, and reproduction in East and West.  This lecture examines the transformation of debates about ‘women’s rights as human rights’ in Cold War Europe from an international as well as a national perspective. 

11. Mai 2015

Roman Birke
Zwischen Zwangssterilisation und reproduktiven Rechten: Menschenrechte und globale Bevölkerungspolitiken in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Menschenrechte spielten in der Diskussion um Bevölkerungspolitiken immer wieder eine Rolle. Nicht nur, um entsprechende Eingriffe abzuwehren, sondern auch, um sie zu legitimieren. Im Jahr 1976 rechtfertigte etwa Indira Gandhi die Zwangssterilisationen während des Ausnahmezustandes in Indien mit einem "Menschenrecht auf Entwicklung". Diese zunächst paradox wirkenden Begriffsverwendung wird zum Ausgangspunkt einer Analyse von Bevölkerungspolitiken nach 1945 genommen. Bedeutungsveränderungen menschenrechtlicher Bezüge werden dabei auch anhand aktueller Politiken diskutiert, die unter dem Titel reproduktiver Gesundheit oder reproduktiver Rechte verhandelt werden.

18. Mai 2015

Karin Riegler
Bürgerrechte und die Rechte der Bürgerinnen in den USA seit den 1960er Jahren

Die Bürgerrechtsreformen seit den 1960er-Jahren führten zu einem völligen Paradigmenwechsel im Grundrechteschutz nicht nur von ethnischen Minderheiten, sondern auch von Frauen und anderen sozial benachteiligten Gruppen. Der Vortrag analysiert die Auswirkungen des Diskriminierungsverbots aufgrund des Geschlechts im Kontext der generellen Entwicklung des Gleichheitsrechts in den USA. Einen Fokus der Analyse bildet dabei die bevorzugte Behandlung („affirmative action“) ehemals diskriminierter Gruppen. 

1. Juni 2015

Elisabeth Holzleithner
Menschenrechte als Instrument feministischer Emanzipation? Herausforderungen für Theorie und Praxis

Feministische Kritik an den Menschenrechten moniert schon seit geraumer Zeit, die Menschenrechte würden inhaltlich wie auch strukturell einen male bias aufweisen. Als Mittel dagegen werden avancierte Interpretationen konventioneller Menschenrechtsnormen ebenso wie die Schaffung neuer Bestimmungen zur feministischen Emanzipation vorgeschlagen. „Frauenrechte als Menschenrechte“ ist ebenso Slogan wie Programm. Wie erfolgversprechend sind solche Interventionen?

8. Juni 2015

Kristina Stöckl
Die Politik der traditionellen Werte der Russischen Orthodoxen Kirche: Vom Aufbruch und Ende der LGBT-Rechte im post-sowjetischen Russland

Der Vortrag geht der Frage nach, wie LGBT-Rechte als Menschenrechte im postsowjetischen Russland in die öffentliche Diskussion eingebracht wurden und zu welchen Konflikten zwischen Russischer Orthodoxer Kirche und LGBT-Organisationen dies geführt hat. Es wird nachgezeichnet, wie die Russische Orthodoxe Kirche seit Mitte der 1990er in den Menschenrechtediskurs eingestiegen ist und ihre Haltung sich von einer prinzipiellen Ablehnung der Menschenrechte hin zu einer konservativen „Akzeptanz durch Ablehnung“ gewandelt hat. Diese Strategie wurde 2012 schlagend, als verschiedene Gesetze zur „Verteidigung der traditionellen Werte“ in Russland eingeführt wurden, allen voran das Gesetz gegen „homosexuelle Propaganda“.

15. Juni 2015

Anke Graneß
Gender und der Menschenrechtsdiskurs in Afrika - Perspektiven aus der afrikanischen feministischen Theorie der Gegenwart

Feministische Theorien aus Afrika bieten Einblicke in mehrere interessante und zudem politisch ausgesprochen relevante Theoriebereiche. Die in diesem Vortrag vorgestellten Autorinnen machen in ihren Arbeiten auf das Problem konfligierender kultureller bzw. Minderheitenrechte mit freiheitlichen Individualrechten (insbesondere der Frauen) aufmerksam. Der Vortrag untersucht das hiermit eröffnete epistemologische und normative Problemfeld anhand der Positionen einschlägiger Autorinnen, wie Oyeronke Oyewumi, Amina Mama und Fareda Banda, und plädiert für eine stärkere Wahrnehmung dieser Positionen in einem globalen Menschenrechtsdiskurs.

22. Juni 2015

Birgit Sauer
Menschenrechte zwischen kulturellen und individuellen Rechten am Beispiel der Verschleierung

Erst jüngst flammte in Österreich eine Diskussion um das Verbot von muslimischen Körperverhüllungen im öffentlichen Raum auf. In anderen Ländern wie Frankreich, Belgien und Deutschland wurden seit 2004 solche Verbote verfügt. Der Vortrag diskutiert die Argumente für wie auch gegen solche Verbote und ihren Bezug auf Menschenrechte, auf liberale Freiheitsrechte wie das Recht auf freie Religionsausübung, auf die Gleichberechtigung von Männern und Frauen und das Diskriminierungsverbot gegenüber Frauen oder auch auf das Prinzip staatlicher Säkularität und der Trennung von Staat und Kirche. 

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